Was ist Glutenfrei?
Glutene sind Eiweißstoffe, die in Getreide enthalten
sind. Zu diesen Getreidesorten gehören: Weizen,
Dinkel und Grünkern, Emmer, Einkorn, Gerste, Hafer,
Roggen, Kamut und Wildreis. Gluten wird auch
Kleber(eiweiß) genannt, denn das Gluten ist beim
Backen für das Binden verantwortlich. Gluten kann
Wasser sehr gut binden und wenn einmal feucht geworden,
bekommt Gluten eine elastische, plastische Konsistenz
(fast wie Gummi). Da in Weizen die hochwertigsten und
meisten Glutene enthalten sind, ist Weizen auch das ideale
Backgetreide, da die hervorragenden Backeigenschaften
hauptsächlich den Glutenen zu verdanken sind.
Nun stehen die Glutene jedoch im Verdacht, für
Allergien wie Neurodermitis, Hautkrankheiten,
Kopfschmerzen und sogar Authismus verantwortlich zu sein.
Viele Kinder und auch Erwachsene leiden unter Zoeliakie,
einer Glutenunverträglichkeit, bei der das Gluten den
Darm angreift und diesen dauerhaft schädigen
kann.
Wer unter Zoeliakie leidet, muß eine lebenslange
glutenfreie Diät halten, Menschen mit Allergien auf
Weizen-Gluten kann mit einer gluten-freien Ernährung
über längere Zeit geholfen werden. Dies
heißt konkret, daß man keine Nahrungsmittel
verzehren darf, die gluten-haltig sind.
Nicht gluten-haltige "Getreidesorten" sind Reis, Mais,
Buchweizen, Hirse, Quinoa, Amaranth; normales Mehl wird
daneben auch durch Soja-, Kastanien-, Johannisbrot- oder
Tapiokamehl ersetzt.
Wie ernährt man sich gluten-frei?
Wenn man etwas flexibel ist und gerne neue Rezepte
ausprobiert, ist die gluten-freie Ernährung gar nicht
so schwierig. Zuerst muß man sich klar machen, worin
Gluten enthalten ist, um diese Produkte dann zu meiden
oder zu ersetzen. Normales Brot, Nudeln, Gebäck sind
die ersten Dinge, die einem einfallen. Viele
Fertigprodukte enthalten Weizen, aber als Veganer
verzichtet man meist darauf. Müsli und Cerealien
enthalten gluten-haltige Getreidesorten, es gibt aber auch
Sorten, die nur aus Mais, Reis, etc. bestehen.
Erschreckend ist es, zu erfahren, worin sonst noch Gluten
enthalten sein kann: Seitan (reines Gluten), vegane
Würstchen und Weizenfleischprodukte,
Gewürzmischungen, Sojasauce, Backpulver,
gekörnte Brühe, Instant-Kakao, Eiscreme,
Medikamente, Bier, Whiskey, Cognac... Je mehr man sich mit
diesem Thema befaßt, um so mehr findet man
heraus!
Natürlich verzichtet man erstmal auf all diese Dinge
und sucht nach Alternativen, viele Rezepte sind ziemlich
gluten-frei, vor allem Kartoffel-, Reis- und
Gemüsegerichte. Statt Brot ißt man Reiswaffeln
oder versucht an gluten-freies Brot zu kommen, was
ziemlich teuer und schwierig ist, vor allem, wenn das Brot
auch noch vegan sein soll. Bei Kuchen hat man kaum
Chancen!
Doch gibt es glutenfreie Mehlmischungen, Nudeln aus Mais-
oder Hirsemehl und außerdem im Internet viele
Gruppen, die gluten-freie Rezepte austauschen.
Meine persönlichen Erfahrungen
Vor drei Monaten diagnostizierte meine Hautärztin
eine Allergie auf Weizen, Weizengluten und Gerste bei mir.
Dies könnte die Ursache für meine Kopfschuppen
sein, unter denen ich schon seit früher Kindheit
leide. Ich bekam einen Allergie-Pass und einige Infos,
worin Gluten enthalten ist, welche Nahrungsmittel erlaubt,
welche verboten sind.
Mein erster Gedanke war: Ach, das schaffe ich mit Links,
ist ja nur der Weizen, den ich weglassen soll.
Andererseits gab mir die Ärztin den Tip, für
einige Wochen komplet gluten-frei zu essen, das würde
bei einer Weizen-Allergie am schnellsten Wirkung
zeigen.
Mein Plan war nun, mindestens drei Monate gluten-frei zu
leben und eine Reaktion meines Körpers abzuwarten.
Ich ging nach Hause und durchforstete meinen
Vorratsschrank, alle Produkte mit gluten-haltigen Stoffen
wurden ausgemustert, diese schenkte ich meiner Mutter.
Dann suchte ich in meinen Kochbüchern nach Rezepten,
die gluten-frei sind.
Informationen sind auch immer gut, also graste ich im
Internet alles über das Thema Gluten-Frei,
Weizen-Allergie und Zoeliakie ab. Im deutschsprachigen
Raum findet man zwar viel über gluten-freie
Ernährung, auch viel über vegane Ernährung,
doch vegan und gluten-frei war so gut wie nicht zu finden.
Über einige Umwege fand ich die Yahoogroup vegan-and-gluten-free, auch das Forum
auf www.zoeliakie-net.de war sehr
interessant.
Versorgt mit Rezepten und Tips ging ich einkaufen, als
Veganer ist man im Lesen der Zutatenliste schon gut
geübt, somit hatte ich keine Probleme, Produkte zu
kaufen, die wirlich kein Gluten enthielten. Im Bioladen
fand ich dann auch Backmischungen für Brot (von
Wertz), Nudeln aus Hirse und Mais und diverse andere
Kleinigkeiten. Leider sind die Preise dieser Produkte sehr
hoch, als arme Studentin blieb mir meist nur der Verzicht
auf solche Dinge. *seufz* Dennoch leistete ich mir eine
Backmischung und meine Mutter schenkte mir Hirse- und
Maisnudeln.
Diese Nudeln mußte ich natürlich gleich
testen: Die Maisnudeln waren ganz ok, farblich und
geschmacklich von Weizennudeln kaum zu unterscheiden, auch
die Konsistenz war ok. Die Hirsenudeln waren eine
Katastrophe, davon kann ich nur abraten. Beim Kochen
zerbröselten sie in kleinste Stücke und dann
klumpten sie zusammen, so daß es unmöglich war,
sie mit Sauce zu mischen. Auch geschmacklich waren sie
alles andere als eine Offenbarung.
Als nächstes testete ich die Backmischung: Eine
Teighälfte wurde zu einem kleinen Brot, die andere
Hälfte belegte ich mit Zwetschgen. Der Obstkuchen war
sehr lecker, das Brot war jedoch sehr kompakt und griesig,
der Geschmack war ok, aber nicht so toll. Keinesfalls kann
so ein Brot mit dem gewohnten Brot verglichen werden, eher
mit dem amerikanischen Maisbrot.
Die ersten Wochen hatte ich ganz gut überstanden,
ich ernährte mich meist von Gemüse und
Kartoffeln, kochte sehr viel indische Gerichte, die von
sich aus meist vegan und gluten-frei sind. Oft gab es auch
Reis und asiatische Gemüsegerichte mit Tofu. Dabei
fiel mir auf, daß ich wirklich eine Unmenge an
Kartoffeln verzehrte. Außerdem gab es sehr viel
Salat, Obst und Rohkost, als Frühstück (ich bin
Müsli oder Toastbrot gewohnt) gab es Müsli aus
Hirse-, Reis- und Buchweizenflocken oder die guten alten
Corn Flakes mit Sojamilch oder Reiswaffeln mit
süßen oder pikanten Aufstrichen.
Bis dahin hatte ich eigentlich keine Probleme, ich wurde
auf jeden Fall satt und fühlte mich auch sehr fit.
Die erste Probleme traten auf, als meine Vorlesungen
wieder begannen: Was esse ich in der Mensa?! Das einzige,
was übrig blieb, war die Salattheke, aber jeden Tag
mehr oder weniger den gleichen Salat - nicht mit mir!
Normalerweise nehme ich mir belegte Brote mit, aber
gluten-freies Brot kriegt man nicht einfach so zu kaufen.
Also wollte ich nochmal einen Backversuch starten.
Ich probierte ein Buchweizenbrot zu backen, das Rezept
verlangte nach einer Mischung aus Buchweizen- und
Reismehl, zum Glück habe ich eine Getreidemühle,
die in dieser Zeit sehr oft zum Einsatz kam. Der Brotteig
sah schon sehr komisch aus, der Buchweizen verleiht dem
Teig eine gräuliche Farbe, außerdem war der
Teig sehr flüssig. Ich stellte die Form trotzdem in
den Ofen, leider ging das Brot nicht auf - was ja nicht
möglich ist, da die Glutene für das
Fluffig-werden des Gebäcks zuständig sind.
Nachdem das Brot abgekühlt war, schnitt ich mir eine
Scheibe ab, dabei hatte ich schon ernsthafte Probleme,
denn das Brot war sehr, sehr kompakt. Es duftete
eigentlich recht gut und sah auch einigermaßen
appetittlich aus. Unter einer dicken Schicht Margarine
versteckt, biß ich davon ab. Der erste Eindruck war:
*URGS* Trotz der schmierenden Fettschicht blieb es mir
fast im Hals stecken, es war wirklich sehr, sehr kompakt.
Aber der Geschmack war - gut, schon
gewöhnungsbedürftig, doch es soll ja auch
Menschen geben, die Buchweizen mögen. ;-) Ich
gehöre definitiv nicht dazu! Dennoch habe ich den
größten Teil dieses Brotsteines vertilgt.
;-)
Nun war ich erst mal für einige Zeit von weiteren
Backversuchen abgeschreckt. Aber auch wenn das normale
Essen noch so gut ist, irgendwann überkommt einen die
Lust auf süßes Gebäck. Nach einigem
Experimentieren hatte ich dann auch eine sehr leckere
Version des englischen Crumbles gefunden. Kurze Zeit
später brachte ich zu einer Essenseinladung einen
leckeren Kuchen (Apfel-Schicht-Kuchen) mit, der allen
Anwesenden sehr geschmeckt hat. Der Trick dabei war: kein
Buchweizenmehl verwenden! Viel Stärkemehl und
Reismehl verwenden. Nicht mit Backpulver geizen und den
Teig immer schön flach ausstreichen und mit Obst
kombinieren. So schaffte ich es, recht gut meinen
Heißhunger auf süßes Gebäck zu
lindern.
Doch immer noch stand das Problem im Raum, was tun, wenn
man sich unterwegs (in der Arbeit/Schule/Uni oder in
Restaurants) verpflegen muß. Reiswaffeln mit
Aufstrich sind nicht sehr geeignet, die weichen sehr
schnell durch. Brot fällt eigentlich auch flach. Ich
nahm mir dann meist eine Schüssel Salat (mit
Hülsenfrüchten oder Kartoffeln) mit, viel Obst
und Reiswaffeln zum Knabbern. In Restaurants ist es
wirklich sehr schwierig, außer Salat oder einem
Teller Gemüse bleibt da leider nicht viel übrig!
Aber zum Glück gibt es noch einen großen Teller
Pommes...
Nachdem ich nun drei Monate gluten-frei gelebt habe,
versuche ich nun, wieder halbwegs normal-vegan zu essen.
Es ist zwar nicht allzu schwierig, gluten-frei zu leben,
doch gerade wenn man unterwegs ist, ist es ziemlich
schwer, etwas eßbares zu finden. Dennoch empfand ich
es als eine Art Herausforderung, die ich ganz gut meistern
konnte: In diesen drei Monaten habe ich außer einem
Spacebar, etwas Sojasauce (habe keine ohne Weizen
gefunden) und einer Packung Dominosteine kein Gluten zu
mir genommen. Natürlich gehört eine gewaltige
Portion Willenskraft dazu, an einem Bäcker vorbei zu
gehen, keine Pizza und keine Nudeln zu essen. Aber man
gewöhnt sich daran und das sogar sehr schnell.
Von anderen Menschen wird man leider sehr schnell als
völlig irre bezeichnet, denn vegan alleine reicht ja
noch nicht! ;-) Viele stellen sich das so kompliziert vor,
daß sie denken, sie müssten verhungern, was
aber nicht wahr ist.
Wahr ist eher, daß man eine Unmenge an Gemüse
und Obst und Kartoffeln verdrücken kann, ohne
daß man zunimmt. Ich habe es geschafft, jeden Tag
soviel zu essen, daß ich fast platzte und habe
dennoch 4 kg abgenommen!
Was mir wirklich schwer fiel, war der Verzicht auf Nudeln
und Spacebars, letzteres aber nur, wenn mein Freund sie
vor meiner Nase verspeist hat. ;-) Da ich auch sonst nicht
sehr viel Brot und Kuchen esse, war ich von
Heißhunger auf diese Produkte ziemlich verschont
geblieben.
Wer mich jetzt jedoch fragt, ob die ganze Aktion auch
gegen die Kopfschuppen geholfen hat, dem kann ich leider
nicht antworten. Es ist besser geworden, doch kann das
auch am Testen diverser Shampoos liegen. Deswegen will ich
nun wieder normal essen, um herauszufinden, ob die
Schuppen wirklich mit der Weizen-Allergie zusammen
hängen.
Zusammenfassend kann ich nun sagen, daß man nicht
verzweifeln sollte, wenn man unter Weizen-Allergie oder
Zoeliakie leidet. Es gibt so viele leckere Rezepte zum
Ausprobieren und mit etwas Flexibilität und einer
Prise Dickschädeligkeit ist ein Leben ohne Gluten
leicht zu meistern. Die Rezepte in meiner Datenbank sind
alle gekennzeichnet, ob sie glutenfrei sind oder nicht, am
Anfang sollte man erstmal diese ausprobieren, die auf
jeden Fall ohne Gluten sind, wenn man weiß, worin
Gluten enthalten sein kann und wie man es ersetzen kann,
kann man die Rezepte ausprobieren, die ich als gluten-frei
möglich eingestuft habe. Auch wenn ich nicht zwingend
gluten-frei essen muß, werde ich auch weiterhin nach
gluten-freien Rezepten Ausschau halten, besonders nach
Backrezepten.
Wo gibt es gluten-freie Produkte?
Gluten-freies Brot, Nudeln und Backmischungen findet
man in jedem Reformhaus und in Naturkostläden.
Beigeistert war ich von den Bio Mais-Spaghetti von der
Firma Schniter und von der Backmischung für Brot
und Kuchen von Werz. Im Internet gibt es eine Menge
Infos und Bestellmöglichkeiten, letztere habe ich
jedoch nicht ausprobiert.
Natürlich findet man auch in jedem Supermarkt
Produkte, die kein Gluten enthalten, also frisches Obst,
Gemüse, etc. Reiswaffeln gibt es auch in fast jedem
Supermarkt, wichtig ist hier wie immer das Lesen der
Zutatenliste.
Um sich etwas besser orientieren zu können wurde
dieses Zeichen von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e.V.
entwickelt:
Produkte mit diesem Zeichen sind garantiert gluten-frei.
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